„Droben steht die Kapelle, schaut hinab ins stille Tal“.
Dieser Dichterspruch ist für die Schankweiler-Klause schönste Wirklichkeit. Inmitten eines sie umgebenden rauschenden Waldes, steht sie auf vorgeschobenem, felsigen Plateau, vor einem Steilhang zum lieblichen Enztal, also oberhalb der Dörfer Holsthum und Schankweiler im Eifelkreis Bitburg-Prüm.
Sie ist nicht nur ein religiöses kulturhistorischen Kleinod sondern diese Marienwallfahrtskapelle hat bis in die heutige Zeit nicht von ihrer Anziehungskraft auf die Menschen eingebüßt.
Insbesondere die abgeschiedene Lage der Klause hat von jeher die Phantasie der Menschen angeregt. Viele Geschichten und Sagen ranken sich um ihre Gründung.
Wie eine Sage berichtet, hatte während der Kreuzzüge ein Ritter unserer Heimat das Unglück, in die Gefangenschaft der Sarazenen zu kommen. Er betete täglich zur Mutter Gottes um Befreiung und gelobte ihr zu Ehren eine Kapelle zu errichten, wenn er mit und durch ihre Hilfe die Heimat und die Seinen gesund wieder sähe. Die Kapelle sollte dorthin zu stehen kommen, wo er zum ersten male wieder Heimatboden betreten würde. Sein inbrünstiges Gebet wurde erhöht, und er wurde auf wunderbare Weise aus der Gefangenschaft befreit. Auf seinem Ritt in die Heimat berührte seines Pferdes Huf an der Stelle, wo heute die Gnadenkapelle steht, zum ersten male wieder den Heimatboden. Nahe der Kapelle ist in einem Felsbrocken eine Vertiefung in der Form eines Pferdehufes eingehauen, um noch heute symbolisch zu zeigen, wo die erste Berührung mit der Heimaterde stattgefunden hatte.
Weitere Geschichten berichten über Wunder, die geschehen sein sollen.
Die heutige Kapelle wurde zwischen 1760 und 1762 erbaut und geht auf eine Stiftung der Freiherrin Marie Therese von Schmidtburg (geb. Eltz-Rodendorf, *1720; †15.07.1803), Herrin von Bourscheid und Matthias Kerscht, Gerber und Handelsmann aus Neuerburg zurück. Sie war nicht der erste Bau an dieser Stelle; schon 1648 wurde die erste Kapelle mit der zugehörigen Klause (Eremitage) für den aus Haslach im Kinizigtal stammenden Johannes Seelmayer erwähnt.
Ein Lageplan aus dem Jahr 1698 zeigt deutlich, dass auf einem vorspringenden Felsen eine Eremitorium und auf einem, diesem vorgelagerten Felsen die Kapelle erbaut worden war.
Lageplan der Klause aus dem Jahr 1698 (Schlossarchiv Gemünden/Hunsrück – Bourscheider Regesten – Regestennr. 2242)
Erläuterungen:
A. die Einsiedelei
B. die Kapelle
C. der Felsen hinter der Kapelle
D. der Felsen vor der Kapelle
E. der Gemüsekeller
F. das steinerne Kreuz mit einem Dach
G. der Neubau
H. Nebenaltar zu Ehren der hl. Jungfrau Maria
I. Der Garten
K. vier Beichtstühle
L. der Weg nach Ferschweiler
M. der Weg nach Schankweiler
Heutiger Aussichtspunkt: Eremitage 17. Jh.
Standort der 1. Kapelle auf Felsen im Vordergrund (vorgelagertem Felsen)
Nachdem der Zulauf der Bevölkerung immer stärker wurde, dachte man bald an den Bau einer größeren Kapelle, die bereits in dem Plan von 1698 eingezeichnet war.
Da jedoch im nächsten Jahr der Herr von Bourscheid, Wolf Heinrich von Metternich starb, und sein Nachfolger Karl Kaspar Hugo von Metternich, der sich lediglich bereit erklärt hatte „ein primitives Holzhaus“, das später zu einer richtigen Kapelle ausgebaut werden sollte, (dann aber über 30 Jahre leer gestanden habe – so in den Ausführungen von Werner Lais ), wurde nichts aus dem Bau.
Erst in den Jahren 1733/34 gelang es dem Eremiten Bernhard Uhren den Bourscheider Herrn von der zwingenden Notwendigkeit eines Neubaues zu überzeugen. 1934 wurde sie fertig gestellt. Aufgrund der schlichten und einfachen Bauausführung der neuen Kapelle wurde die ältere nicht abgerissen sondern weiterhin mitgenutzt. Denn der Neubau bestand nur aus vier Steinwänden, gedeckt mit einem Schindeldach, ohne Gewölbe und ohne Eingangstür. Der Boden war gestampft; nur im Chorraum lagen Sandsteinplatten.
Ansicht der Kapelle mit dem Anbau, der zuletzt als Klausenerwohnung diente, um 1930. Ganz rechts der inzwischen abgerissene Stall, der vermutlich die frühere Klausenerhütte war (erste aus Stein errichtete Klausenerwohnung aus dem Jahr 1772 – Fotoarchiv, Matthias Mayer).
Man nimmt an, dass der Anbau an die jetzige Kapelle, der zu einer Wohnung umgestaltet ist, die Reste dieser alten Kapelle von 1734 darstellt. Die südliche Wand enthält noch einen großen Fensterbogen und ist außen durch zwei Strebenpfeiler verstärkt. Um die damalige Klausnerbehausung kann es sich nicht handeln, da man für den Klausner erst nach dem Brand von 1772 eine Behausung in Stein errichtete, die außen rechts unter dem Chorfenster der jetzigen Kapelle lag. Sie wurde 1956 abgerissen, nachdem sie zuletzt nur als Viehstall gedient hatte.
Mit dem Rohbau einer dritten Kapelle wurde 1760 begonnen. Geistiger Architekt war der damalige Eremit Bernhard Uhren aus Vianden. Er bewohnte die Klause von 1732 bis zu seinem Tode 1761 und wurde in der neuen Kapelle beerdigt.
Im großen Ganzen war der Bau 1762 abgeschlossen, und die Weiheinschrift über dem Portal nennt auch das Jahr 1762. Die feierliche Einweihung fand allerdings erst am 06.09.1963 durch den Abt Michael Hormann (Abt von Echternach) statt, aber die Inneneinrichtung war da noch nicht beendet. Sie zog sich noch mindestens sechs Jahre hin – teilweise sogar bis 1772.
Quellenangabe:
Lais Werner, Die Schankweiler Klause; Trier 1991
Matthias Mayer, Marien – Wallfahrtskirche Schankweiler Klause; Holsthum 2004
Kyll Theo, Alte Einsiedeleien im Kreis Bitburg. 3. Folge: Die Schankweiler Klause , in: Heimatkalender des Kreises Bitburg, Bitburg 1962, S. 77 – 82
Wackenrode, E. (Bearb.) Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. – Der Kreis Bitburg-Prüm (Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1927), Trier 1983
Decker, François (Bearb.), Regesten des Archivs der Herren von Bourscheid (Archiv Gemünden, Baron von Salis). Bd. 1 (Luxemburg 1989), Nr. 164; Bd. 4 (1993), Nr. 1557; Bd. 5 (1995), Nr. 2242; Bd. (1997), Nr. 3286
Katholisches Pfarramt Holsthum, Schankweiler Klause, Flyer, undatiert
Pfarrei Holsthum, Pfarramt Irrel, Schankweiler Klause, Flyer, undatiert
Fotoarchiv, Matthias Mayer; Holsthum