Betritt der Besucher die Schankweiler Klause, so überrascht ihn die reiche Innenausstattung im Stil des Rokoko. Überrascht auch aus dem Grunde, dass die Kapelle die Kriegswirren erstaunlich gut überstanden hat und nun nach gründlichen Renovierungen in den frühen 70er und späten 80er Jahren des letzten Jahrhunderts ganz den Eindruck der Entstehungszeit wiedergibt.
Dass die gesamte Innenausstattung der Schankweiler Klause in den Jahren 1763 – 1772 erstellt wurde, ist dokumentarisch belegt. Dass sie weitgehend eine Stiftung von Matthias Kersch (Gerber und Handelsmann) aus Neuerburg ist, gleichfalls.
Der Hochaltar und der größte Teil der Ausstattung wird der Scheiner- und Bildhauerwerkstatt Hennes / Neuerburg zugeschrieben, obwohl dies wissenschaftlich nicht eindeutig bewiesen ist. Die Annahme wird aber u.a. dadurch unterstützt, dass Matthias Kersch, der große Wohltäter der Klause, nicht nur in Neuerburg wohnte, sondern auch verschiedene andere Aufträge der Werkstatt Hennes anvertraute.
Der Hochaltar mit freitragenden Säulen auf weit vorspringenden Postamenten, ragt mit seinem oberen Rahmenaufbau, der von Voluten getragen wird, bis zu Decke.
Im Giebelfeld vor einer Strahlenglorie befindet sich die Darstellung der heiligsten Dreifaltigkeit, rechts und links durch einen betenden Engel flankiert. Diese Darstellung erinnert an die des Ruprecht-Hoffmann Altares in der Trinitarierkirche in Vianden / Luxemburg. Die Ähnlichkeit und auch die Tatsache, dass der Erbauer der Schankweiler Klause, Joseph Dangel (oder Tangel), 1757 in Fouhren bei Vianden tätig gewesen ist, wirf die Frage auf, ob und inwieweit es eine Verbindung zwischen der Klause und der Trinitarierkirche gegeben hat. Diese Frage bleibt aber offen bzw. lässt sich nicht beantworten.
Im Mittelpunkt des Altars in einer Nische, sieht man das bescheidene Gnadenbild der Muttergottes mit dem Kind. Ein unbekannter Künstler hat hier das berühmte Gnadenbild von Luckas Granach d. Ältere nachempfunden. Nicht bekannt ist, ob das Gnadenbild der Schankweiler Klause vom ersten Eremit Johann Seelmayer bereits mitgebracht oder ob die Kopie erst im ausgehenden 17. Jh. für die Klause gestiftet worden ist.
Rechts und links vom Gnadenbild stehen die in Gold gefassten Figuren des Königs David und die des Johannes der Täufer. Die Altarfront ist nach beiden Seiten durch je eine Türe fortgeführt. Rechts steht die Figur eines Schutzengels, links die des hl. Michael.
Die beiden Nebenaltäre haben leicht nach innen gewölbte Nischen. Rechts die Figur des hl. Antonius, des Einsiedlers und links die der hl. Mutter Anna mit Maria.
Ein besonders Schmuckstück der Klause ist die Kanzel. Die ist aus Eichenholz gearbeitet. Die Wangen der Kanzel sind mit Intarsien versehen. In Farbe gefasst sind indessen nur die Figuren: die vier Evangelisten, sitzend auf den unteren Voluten: auf dem Schalldeckel eine Madonna, rechts und links von ihr noch je ein Engelskopf, und hinter ihr auf der Spitze ein stehender Engel mit Posaune.
An der Rückwand zwischen der Brüstung und dem Schalldeckel erkennt man ein Relief, das den hl. Willibrord als Bischof und Abt von Echternach darstellt.
Ursprünglich standen in der Klause vier barocke Beichtstühle, von denen nur noch zwei im Eingangsbereich und das Relief eines Weiteren erhalten geblieben sind. Während des Krieges wurde einer der Beichtstühle völlig zerstört, einer zur Hälfte. Ihre Ausführung, d. h. die „meisterlichen Intarsien und Bemalungen“ lassen, wie Theo Kyll (Heimatkalender des Kreises Bitburg, Bitburg 1962) zu Recht vermutete, auf eine andere Werkstatt schießen. Die Giebelfelder dieser Beichtstühle sind mit sauber gearbeiteten Reliefs verziert. Das eine zeigt König David mit Krone und Harfe und das andere die büßende Magdalena. Erhalten ist das Relief mit Maria Egyptica. Das vierte Relief stellte wahrscheinlich Petrus mit dem Hahn dar (?).
An der Rückwand der Kapelle, über dem Portal hängt das großformatige Ölbild: „Christus trägt sein Kreuz nach Golgotha“, versehen mit der Inschrift: „Gedenke oh Mensch, Christus trägt sein Kreuz in aller Geduld“. Dieses Bild stammt voraussichtlich aus dem 18. Jahrhundert. Der Künstler ist nicht bekannt. Stilistisch fällt es in die Malweise der barocken Malerei. Seine Herkunft ist bislang ungeklärt. Möglich ist eine Herkunft aus dem Kloster Echternach oder dem Schloss Weilerbach. Die Darstellung weist darauf hin, dass das Gemälde auch aus einem größeren Zyklus stammen kann, der die Passion Christi oder die Kreuzwegstation Christi beinhaltet.
Das Bild wurde kürzlich (2017/2018) in der Werkstatt der Dipl. Restauratorin Katrin Etringer (Koblenz) restauriert. Es hatte erhebliche Schäden. Löcher und Risse (insbesondere ein großer Riss) in der Leinwand, aber auch starke Farbverblassungen.
Die Figuren des hl. Ivo (1040-1116), Bischof von Chartres, Schutzpatron u .a. der Juristen und >Notare und des hl. Johannes von Nepomuk (1350-1393), Schutzpatron der Beichtenden, Priester, Schiffer und Müller gehen laut Matthias Mayer (Marien – Wallfahrtskirche Schankweiler Klause; Holsthum 2004) auf Stiftungen aus jüngerer Zeit zurück. Sie haben nicht die künstlerische Wertstellung wie die sonstige Einrichtung. Für die Kapelle sind sie aber trotzdem als Erinnerungsstücke teuer.
Das Antependium vorm Hochaltar (im Mittelpunkt ist als Relief die Luxemburger Madonna dargestellt) stammt aus der alten Schankweiler Pfarrkirche St. Michael. Es wurde in einem Gottesdienst feierlich eingeweiht durch den Alterzbischof Jean Hengen (Luxemburg), im Jahr 1985.
Zum Schluss noch ein Wort zu der „schwarzen“ Madonna, auch „Not-Marie“ genannt, die an der rechten Wand unterhalb des zweiten Fensters angebracht ist. Die Figur wird auf etwa 1780 datiert. Sie ist farbig gefasst, aber Hände und Gesicht sind schwarz. Die Legende spricht davon, die Figur sei Wundersamerweise über Nacht schwarz geworden; zu einer Zeit als die Pest wütete, die ja auch als „der schwarze Tod“ die Menschheit in Angst versetzte. Heute würde man sagen: Die Madonna wollte durch die provozierende Verfärbung ihre Solidarität mit den Kranken bekunden, die in dieser besonderen Not sich mit Vertrauen eben an die „Not-Marie“ wandten (Ähnliche „schwarze“ Muttergottesfiguren gibt es in Luxemburg-Grund und in der Pfarrkirche Maria in der Kupfergasse zu Köln).
Wiederherstellung der Klause nach dem Krieg
Erstaunlicherweise nahm die Kapelle selbst kaum Schaden in diesem irrlosen Krieg, wenn man von dem Verlust von zwei Beichtstühlen absieht. Aber die Kapelle nebst gesamter Anlage geriet arg in Unstand. Kirche und Anbau standen offen. Wind und Wetter und unerwünschte Besucher hatten freien Zutritt. Die Bausubstanz wurde von Jahr zu Jahr schlechter. Verwunderlich ist, dass die gesamte Inneneinrichtung nicht gestohlen wurde.
Im Jahr 1969 entschloss sich die kirchliche Denkmalpflege, auf Initiative von Pfarrer Claus Dillinger zu einer gründlichen Erneuerung. Anfang der 70er Jahren wurde die Kapelle neu gedeckt, außen und innen verputzt, mit neuen Fenster versehen (die alten waren durch Vandalismus zerstört) und gestrichen. In den 80er Jahren wurden die Grundmauern der Kirche gegen Feuchtigkeit abgedichtet; ein zweiter Innenanstrich war nötig. Danach hat man sich dann mit aller Liebe und Sorgfalt der ganzen Inneneinrichtung angenommen.
Jetzt in 2017 (Okt./Nov.) erfolgten ein neuer Innenanstrich sowie die Restaurierung des Ölgemäldes „Christus trägt sein Kreuz nach Golgotha“ (Jahreswende 2017/18). Gleichfalls erfolgte im Monat April 2018 eine aufwendige und intensive Reinigung und Ausbesserung der Inneneinrichtung durch ein Restaurationsatelier.
Quellenangabe
Lais Werner, Die Schankweiler Klause; Trier 1991
Matthias Mayer, Marien – Wallfahrtskirche Schankweiler Klause; Holsthum 2004
Kyll Theo, Alte Einsiedeleien im Kreis Bitburg. 3. Folge: Die Schankweiler Klause , in: Heimatkalender des Kreises Bitburg, Bitburg 1962, S. 77 – 82
Dr. Kyll Nikolaus, Neuerburger Kunsthandwerk im 18. Jahrhundert, Heimatkalender des Kreises Bitburg, Bitburg 1964
Wackenrode, E. (Bearb.) Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. – Der Kreis Bitburg-Prüm (Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1927), Trier 1983
Katholisches Pfarramt Holsthum, Schankweiler Klause, Flyer, undatiert
Pfarrei Holsthum, Pfarramt Irrel, Schankweiler Klause, Flyer, undatiert
Katrin Etringer, Restaurierungsdokumentation „Christus trägt sein Kreuz“, Koblenz 12. Juli 2018
Fotoarchiv, Matthias Mayer; Holsthum